Der Janosch … kennt das noch jemand?
Jedenfalls ist der Panzer jetzt im Panama-Kanal. Ein paar Tage wurde vor dem Kanal geankert, jetzt geht es weiter (kleines gestricheltes Quadrat):

Zum Thema Panama-Kanal gibt es auch eine schöne Doku von Arte. Beispielsweise hier: https://www.youtube.com/watch?v=bKD9K2-jRLY
Die Franzosen haben sich hier zuvor versucht. Nachdem man unter Ferdinand de Lesseps den Sueskanal gebaut hat, ging mal wohl davon aus, dass das in Panama ähnlich ablaufen könnte. Ein Blick auf die sich unterscheidende Topographie hätte da vielleicht ein paar Fragen aufkommen lassen können. Aber die Franzosen haben es ja nicht so damit, sich Gegebenheiten vor Ort genauer anzuschauen. Wobei ich hier natürlich wieder herrlich unobjektiv bin 😉
Jedenfalls lief das Unterfangen von ca. 1881 bis ca. 1889, als die Unternehmung dann schließlich pleite war. Man hatte zwar irgendwann gemerkt, dass die Topographie vor Ort einer schleusenlosen Verbindung nicht sonderlich zugänglich ist, offensichtlich geschah das aber zu spät.
1902 wurde das Projekt schließlich an die USA verkauft. Und da die Amis ja keine halben Sachen machen, hat man erstmal für klare Verhältnisse vor Ort gesorgt. Will sagen: Landung von Truppen in Panama, Erklärung der Unabhängigkeit von Kolumbien und Abschluss eines Vertrages, der den USA die volle Kontrolle der Kanalzone garantiert. Für Panama unterschrieb übrigens ein Franzose, Philippe Buneau-Varilla. Spannend …
Ja, das waren noch herrliche Zeiten, als die Kolonialmächte machen konnten, was sie wollten. Naja, fairerweise, soviel hat sich ja nicht geändert. Das heutige Marketing ist nur besser. Zudem sitzt jetzt natürlich zusätzlich ein richtig dicker Chinese mit im Sandkasten und streitet sich auch um die Förmchen. Und wenn niemand guckt, futtert der doch heimlich noch den Sand selbst …

Der Panama-Kanal wurde dann schließlich unter Onkel Sam gebaut. Jedoch mit der Variation, dass man auf beiden Eingängen zum “Kanal” auf Schleusen gesetzt hat. So kann man die Schiffe auf dem Isthmus mittels Kanälen und gestautem See auf höherem Niveau fahren lassen und musste deutlich weniger Material sprengen / abtragen. Durch das Aufstauen entstand auch der Lago Gatún, den man oben auf dem Kartenausschnitt sieht.
Insgesamt starben bei dem Bau (inkl. französischer “Bemühungen”) ca. 25.000 bis 28.000 Menschen, ein Großteil noch während dem ersten Anlauf unter den Franzosen. Wobei hier Gelbfieber und Malaria eine wesentliche Rolle gespielt haben. Durch nahezu flächendeckender Mückenvernichtung unter den Amis war man irgendwann wohl phasenweise fast frei von den Krankheiten. Chapeau … äh … hat, cap … oder so …

Ganz interessant fand ich, dass die USA im Jahr 1989 nochmal fix Panama besetzt haben. Die Anzahl der zivilen Toten lag wohl bei ca. 250 (US Angaben) bis ca. 2500 (UNO Angaben). Gäbe es also diese Tragik nicht, so könnte man sich bei den Parallelen zu einigen anderen Ereignissen in der Geschichte gerade zu kaputt lachen:
Gestürzt wurde bei der Invasion das Regime von Manuel Noriega. Noriega arbeitete über Jahre zusammen mit der CIA gegen Drogenkartelle in Kolumbien und mit Rebellen in Nicaragua. Also er machte, was er sonst so machte und half unter anderem den Amis. Quasi ein Saddam mit einem starken spanischen Akzent. Wohl 10 Jahre stand er auf der “Gehaltsliste” der CIA. Noriega wurde dann irgendwann de facto Staatspräsident / Diktator (oder wir man es auch immer bezeichnen mag) von Panama. Gleichzeitig gab es eine immer stärkere Bestrebung Panamas, sich von der Abhängigkeit der USA hinsichtlich des Panamakanals zu lösen. Die Rückgabe des Kanals an Panama war jedoch erst für 1999 vereinbart. So ja nun nicht!
Also nochmal rein da und eben nochmal für klare Verhältnisse sorgen. Geht ja mal gar nicht, dass einem der eigene Opportunismus auf die Füße fällt. So wie im Irak, oder im Iran, oder in Südkorea, oder in Vietnam, oder … Mit Afrika brauchen wir glaube ich gar nicht erst anfangen.
Das Beispiel USA ist an der Stelle natürlich nur bequem plakativ und im Grunde austauschbar. Der schwerste Panzer macht halt die größten Flurschäden.
Wenn man mal in unserem Vorgarten schaut:
Der 2+4 Vertrag “statt eines Friedensvertrages” als Basis der Wiedervereinigung wäre beispielsweise für uns ein schönes Beispiel – die Bestialitäten von uns zuvor bedürfen wohl keiner Erwähnung und stehen neben den Abschlachtungen unter Stalin in dem Jahrhundert wohl außer Konkurrenz. Jedenfalls wurde durch die Besonderheit des Vertrages das Thema der Reparationszahlungen nach Abschluss eines Friedensvertrages elegant “geklärt”: Es gab einfach keinen Friedensvertrag, zumindest eben nicht dem Namen nach. Kleine Spitzfindigkeit, große Wirkung. Da der Vertrag auch für dritte Staaten gilt, hat beispielsweise Griechenland hinsichtlich Reparationen ruhig zu sein. Problem erkannt, Problem gebannt. Leider lässt sich das Thema jetzt aber immer wieder nutzen, um im Kern nicht gänzlich abwegige Ansprüche für andere Zwecke zu instrumentalisieren. Vorzugsweise innenpolitisch, der Klassiker.
Oder noch kleiner bzw. eigentlich nur uns betreffend: Andrea Nahles nach der Europawahl 2019, als sie versuchte, die SPD durch eine vorgezogene Wiederwahl zur Fraktionschefin zu erpressen. Zumindest in meinen Augen war das nichts anderes als Erpressung. Sie war sowieso nie besonders wohl gelitten, die Kritik stieg, gleichzeitig war die SPD aber absolut am Taumeln. Alle(s) schwach, keine Gegenkandidaten? Super, jetzt dürft ihr mich bestätigen! Und anschließend hat jeder ruhig zu sein. Ganz schäbiger Opportunisums. Immerhin ging der Versuch direkt nach hinten los. Quasi Karriereende ein paar Tage später. Leider wurde dabei aber auch die SPD noch weiter beschädigt.
Opportunismus kann man vielleicht auch als eine Art Kredit betrachtet. Erstmal hat man Kohle. Nette Sache. Jedoch werden plötzlich immer irgendwelche ekligen Zinsen fällig und im schlimmsten Fall soll man den dann am Ende auch noch zurückzahlen.
Man stelle sich vor, bei den nächsten Gesprächen in China, während denen man wieder das Thema Menschenrechte zur Sprache bringt, wird einfach mal kommentarlos ein Klumpen Opium auf den Tisch gelegt. Wobei das so naheliegend ist, es würde mich wundern, wenn das nicht schon so geschehen ist.
Es wird jedenfalls Zeit, dass der Dezember vorbei geht, damit es endlich losgeht und ich keine Zeit mehr für moralisierende Kommentare habe. Zudem ist Schlauscheißern im Nachgang immer ganz einfach …
Und ganz abschließend: Vielleicht sehe ich den Kanal ja live. On va voir…
(ja, eigentlich mag ich euch Franzocken ja auch, ich möchte nur wirklich wirklich nicht mit euch arbeiten müssen, da bekomme ich mit 37 Jahren Bluthochdruck oder Schlaganfall, wie Mentos in einer Colaflasche, das ist nichts)
À plus tard.