Stellen wir uns mal für einen Moment vor, wir könnten alles, was wir über Batista wissen und alles, was wir von ihm je gesehen haben mit Ausnahme der letzten drei Monate vergessen. Was für ein Monster-Monster-Monster von einem Heel wäre Dave Batista dann bitte im Augenblick?!
Es ist absolut großartig, was die WWE, aber auch Batista selbst im Moment abliefern. Leider, und das ist wirklich jammerschade, schaffe ich es nicht, den „alten“ Batista zu vergessen. Der gute Batista, der liebe Batista … der langweilige Batista. Der, der kaum geredet hat und wenn, dann hatte er bei aller Aufregung mehr mit seinen eigenen Wörtern zu kämpfen als mit denen seines Gegners. Der, der unter Tränen seinen Titel zurückgab und dafür sicherlich keine schauspielerische Großleistung abzurufen brauchte …
Endlich scheint die WWE kapiert zu haben, dass Batista mehr als viele andere auf eine vernünftige Führung und Rollenvorgabe angewiesen ist. Das hätte vielleicht auch als Face funktioniert, als Heel kann man aber wesentlich besser Batistas Schwächen kompensieren. Nun braucht er kaum noch reden und wenn er es tut, klappt das plötzlich auch ganz gut. Für seine Verhältnisse geradezu aufregend (das Gegenteil von langweilig) gut.
Ist der Heel-Turn also demnach ein voller Erfolg? Ja und nein. Batista zieht momentan beeindruckend gut, aber für den Heel-Olymp wird es, zumindest aus meiner Sicht, in absehbarer Zeit dennoch nicht reichen. Vergleichen wir Batista kurz mit den aktuellen Top-Heels der Company, dann sehe ich doch einen gravierenden Unterschied: Randy Orton ist … war … ist ein Ar***loch, Edge ist … war … kann es sein, dass die WWE sich momentan große Mühe gibt, sich ihrer besten Heels zu entledigen?! Nagut, dann eben Chris Jericho, der IST definitiv immer noch eins. Alle drei spielen kein Ar***loch, sie sind bzw. waren Ar***löcher. (Natürlich nicht wirklich, ihr wisst, was ich meine.) Wie sieht das bei Batista aus? Steht er in einer Reihe mit den Erstgenannten? Ich denke, die Antwort ist ganz klar „nein“.
Ich kaufe ihm seine Rolle ab, weil sie zu ihm passt und er sie mir überzeugend vorspielt. Er begeistert mich geradezu und bringt mich dazu, dass ich mehr von ihm sehen will. Aber es ist eben mehr so ein „Jawohl Batse, gut machst du das. Komm, jetzt nicht stottern. Jau, super, genau so weiter, go …“. Kurz gesagt: Egal, was er auch sagt oder tut: Ich kann ihm einfach nicht böse sein. Und das ist in diesem Zusammenhang nun wirklich kein Kompliment. Es kommt im Gegenteil einer Bankrotterklärung gleich. Der On-Air-Charakter Batista wurde in den letzten Jahren derart stiefmütterlich behandelt und damit zu stark in die Hände eines (zu) sympathischen Muskelmannes gelegt, der leider von Hause aus mit wenig Talent zum Geschichten erzählen gesegnet wurde.
Fazit: Der zwingend notwendige Heel-Turn ist ein sensationeller Erfolg und rettet Batista vermutlich die Karriere. Dank der jahrelangen Schlamperei der WWE und meiner mangelnden Fähigkeit zum Vergessen erkenne ich jedoch weiterhin seine Rolle als das, was es ist – eine Rolle.